16.06.2016

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Zehn Minuten an der Ampel warten, eingekeilt zwischen hupenden Autos, mitten in Paris? Um dann am Ende auch noch keinen Parkplatz zu finden? Nein Danke! Wer in Frankreichs Hauptstadt flott von A nach B kommen möchte, ohne im Verkehrschaos Nerven und Beherrschung zu verlieren und ohne sich in volle Metros drängeln zu wollen, fährt mit Vélib am besten.

Das öffentliche Fahrradverleihsystem, zusammengesetzt aus den französischen Begriffen Vélo, Fahrrad, und Liberté, Freiheit, ist inzwischen zu einen Teil Pariser Stadtkultur avanciert. Für 1,70 Euro pro Tag gibt`s an allen Ecken und Enden Leihräder. Und als Bonbon bekommen radelfreudige Touristen auch noch das Gefühl, dazu zu gehören. Da können die Autos noch so dicht an einem vorbei rauschen, die pulsierende Hektik ist Teil des Großstadtabenteuers - voila, c`est Paris!

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Natürlich, Fahrradverleihsysteme gibt´s in Deutschland auch. Hier nennt sich das wohl bekannteste Call a bike und wird von der Deutschen Bahn betrieben. Aber hier ist das alles irgendwie anders. Alleine die Menschen, die diese Räder nutzen, - und nun bitte ich alle Call a Bike Nutzer ganz stark zu sein - sehen bieder aus. Sie tragen meist dunkel farbige North Face Jacken, Allwetterhosen und gehen im Großstadtgetümmel komplett unter. Ganz anders dagegen die Franzosen. Hier schwingt sich selbst der geschäftige Anzugträger aufs Rad, oder der hippe Youngster auf dem Weg zur coolen Insider Bar. Und weil man fast alle zehn Sekunden einen Vélib Fahrer sieht, fällt diese Spezies in der Metropole einfach auf.

Die erste halbe Stunde Radelei ist gratis. Wer länger in die Pedalen tritt, zahlt für jede halbe Stunde extra. Um das zu vermeiden stellen viele ihr Rad nach 30 Minuten in einer der 1.800 Stationen ab und satteln von dort aufs nächste Rad um. 23.600 Räder stehen ihnen insgesamt zur Verfügung und falls eine Station gerade einmal leer ist, dann gibt`s vielleicht eines an der Station nebenan. Per App lässt sich das schnell klären und zugleich sind zu Stoßzeiten kleine Transporter unterwegs, um bei Bedarf für Fahrradnachschub zu sorgen. Voraussetzung für das Fahrradabenteuer ist allerdings eine vorab Registrierung plus eine Kaution von 150 Euro per Scheck oder Kreditkarte - am besten online. Zumindest für alle, die keine Kreditkarten mit Chip haben, ist das die einfachste Variante.

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Ach ja: Wer in Paris sein Auto 15 Minuten lang falsch parkt, findet es mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Abschleppplatz wieder. Hierin sind die Franzosen schon jetzt Europameister - das kann einem mit einem Leihrad garantiert nicht passieren...

Ihre

Sibylle Bretschneider